Fruchtbare Böden für all das Bunte
In dem einen Halle (Saale) erklingt Händelmusik, erklärt eine uralte Himmelsscheibe immer noch die Sterne, geben Wunderkammerartefakte altes Wissen frei. Draußen hängt ein Zettel am Laternenpfahl mit einem pickepacke vollem Veranstaltungskalender in der Stadt, die nicht einmal prahlt dabei. Schon lange keine Diva mehr. In dem gleichen Halle (Saale) brodelt der ungebändigte Geist auf kleinen und großen Bühnenbrettern und Bordsteinen. Eine junge Kunstszene im Umfeld der Kunsthochschule vibriert sich locker durch die Gassen. Eine Stadt, in der Stadtteile „Frohe Zukunft“ heißen oder auf -witz enden, die freie Szene sich im „Lila Drachen“, „Hr. Fleischer – Kiosk am Reileck“, „Endlos“ oder in der „Goldenen Rose“ trifft. Einer von 20.000 Studierenden ist immer schon da. Allein ist man nie. Was ist da los? Lagerfeuer überall, Menschen am Saalestrand, Rotwein und Rhabarberschorle unterm Mond, Plappereien im Foyer des Kunstmuseums, die sich wie eine WG-Einweihung anfühlt. Unaufgeregte Selbstverständlichkeiten ohne künstliche Etikette. Keine Grenzen, keine Barrieren; nirgends ein Türsteher mit „Du-kommst-hier-nicht-rein“-Attitüde. Freiraumkünstler sprühen Barock an Häuserwände. Klamotte wechseln zwischen Oper und Club? – Das ist Quatsch in Halle (Saale). „Seid wer Ihr seid, dann fühlt Ihr Euch wohl!“
Graffitis machen graue Wände lebendig.