Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist seit der deutschen Wiedervereinigung ein international ausgewiesenes Zentrum einer interdisziplinär vernetzten sozial-, rechts-, wirtschafts- und naturwissenschaftlichen Transformationsforschung. Mit dem Sonderforschungsbereich (SFB) 580 der DFG, betitelt „Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch“, war an den Universitäten Jena und Halle von 2001 bis 2012 der bislang weltweit einzige Großforschungsverbund zum Thema Transformation angesiedelt. Aus dem SFB 580 heraus ging zudem das erste sozialwissenschaftliche DFG-Transferprojekt hervor. Dieses Projekt, betitelt „Wissenstransfer als interkulturelle Translation: Erarbeitung modellhafter Praxen transformationsvorbereitender Aktivitäten in Korea“ ging gemeinsam mit dem Institut für Koreanistik der FU Berlin und dem Wiedervereinigungsministerium der Republik Korea als Praxispartner der Frage nach, inwieweit sich aus der auf den deutschen Fall der Wiedervereinigung fokussierten Transformationsforschung Erkenntnisse für die Akteurinnen und Akteure in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung Südkoreas gewinnen lassen.
Das Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS) der MLU untersucht Prozesse des sozialökologischen Strukturwandels im Hinblick auf Dynamik und Wechselwirkung politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Dimensionen. Dabei geht es letztlich um die umfassende Neugestaltung der modernen Gesellschaften im Zuge des Übergangs von fossilen Energien und extraktiven Industrien hin zu erneuerbarer Energieversorgung und zu nachhaltigen Produktions- und Lebensweisen. Es pflegt enge Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv), das sich mit der Biodiversitätsforschung als einem bedeutsamen ökologischen Teilaspekt gesellschaftlicher Transformationsprozesse befasst.
Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Angesiedelt an der MLU widmet sich das Teilinstitut am Standort Halle (Saale) den Handlungen, die gesellschaftlichen Zusammenhalt erzeugen. Mit einer mittel- bis langfristig angelegten Forschungsperspektive sind neben den Instituten für Soziologie, Erziehungs-, Rechts- und Politikwissenschaft der MLU auch das IWH, das MPI für Ethnologie sowie das Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) beteiligt.
Das Zentrum für Sozialforschung e.V. (ZSH) an der MLU legt einen Schwerpunkt des ZSH auf die Transformationsforschung, insb. fokussiert es dabei regionale und soziale Entwicklungen in den Feldern Arbeit und Beschäftigung, Gesundheit, Familie, demografischer Wandel, Migration und berufliche Qualifikation. Im ZSH-Forschungssektor Demokratie und Partizipation werden umfragebasierte Querschnitts- und Langzeituntersuchungen zu politischen und gesellschaftlichen Einstellungen seit der Wiedervereinigung durchgeführt, sowohl auf Landesebene (Sachsen-Anhalt-Monitor 2007ff.) als auch auf nationaler Ebene, so etwa als Zuarbeit für die Jahresberichte der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit (2020, 2021).
Das Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien widmet sich der interdisziplinären Erforschung historischer und gegenwärtiger Formationen polnischer Staatlichkeit, Gesellschaft, Sprache und Kultur. Es ist ein kooperatives Projekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung und den Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert wird. Die Polenstudien am Zentrum sind als Regionalstudien konzipiert, die den gemeinsamen Gegenstand aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven erforschen und methodisch den Dialog mit anderen Regionalstudien pflegen. Zwei Stiftungsprofessuren für Geschichte und Slawistik ermöglichen es, die vielfältige Expertise in der Region in einem international vernetzten Verbund zusammenzuführen.